Mythen und Irrtümer über die Freimaurer
Freimaurerei ist keine Religion. In den Logen treffen sich Menschen der unterschiedlichsten Glaubensrichtungen. In den „Alten Pflichten“ aus dem Jahre 1723 steht sinngemäß im ersten Abschnitt, das ein Freimaurer nur gehalten ist, die Sittenlehre zu befolgen, sei er nun Christ oder Atheist.
Freimaurer haben keine konkrete Gottesvorstellung, sondern bedienen sich lediglich des Begriff des „Allmächtigen Baumeisters der Welt“. Das ist allerdings mehr als eine Art Symbolik zu sehen, der persönliche Glaube bleibt jedem Bruder selbst überlassen.
Das machte die Freimaurer besonders in den Augen der katholischen Kirche suspekt. Sie betrachteten die Freimaurer fälschlicherweise als eine Art Religionsgemeinschaft, die hinter verschlossen Türen agierte und sich durch geheime Zeichen, Passwörter und Symbolik miteinander verständigte. Im späten Mittelalter hielt sich das Gerücht, bei Zusammenkünften der Freimaurer würden ketzerische Messen gefeiert und Opfer dargebracht. Von vielen Kanzeln herunter wurde gepredigt, dass der Teufel selbst den geheimen Zusammenkünften der Freimaurer beiwohnen würde. Des Weiteren würden dort Tiere und neugeborene Kinder geopfert.
Das war für die Inquisition besonders in Spanien und Portugal ein Grund, Freimaurer zu verfolgen, sie einzusperren, zu foltern und schließlich zu töten. Freimaurer wurden mit Hexen gleichgestellt und auf öffentlichen Plätzen auf Scheiterhaufen verbrannt.
Der Hintergrund dieser Verfolgung war allerdings weniger religiöser Natur, sondern diente vielmehr dazu, an das Vermögen einzelner Logenbrüder zu kommen. Wurde ein Logenbruder denunziert, verhaftet, verurteilt und schließlich hingerichtet, dann fiel sein Vermögen augenblicklich an die Kirche. Immer wieder wurde seitens der Kirche versucht, das Geheimnis der Logen und Tempelarbeiten zu erfahren. Die Folter wurde dabei als ein legales Instrument angesehen.
Da alle Brüder zur Verschwiegenheit verpflichtet waren und sind, gab es Freimaurer, die lieber den Tod wählten, als ihre Geheimnisse zu verraten. So wurde die Legende um die Freimaurer durch die Jahrhunderte getragen. Selbst in der Zeit der Aufklärung, die eine Blütezeit der Freimaurer war, hielten sich noch immer hartnäckige Gerüchte über die geheimnisvollen Rituale und Bräuche der Freimaurer.
Eine der wesentlichen Aufgaben außerhalb der Loge sind karitative Arbeiten, sowie die Verpflichtung gegenüber den Mitmenschen was Bildung und Aufklärung angeht. Ihre bekanntesten Zeichen sind Zirkel und Winkel.
Erst 1970 kam es auf Initiative des Wiener Erzbischofs Kardinal Franz König zu einem ersten vorsichtigen Dialog zwischen den Freimaurern und der katholischen Kirche, der in der so genannten Lichtenauer Erklärung manifestiert wurde. 1983 nahm der damalige Kardinal Joseph Ratzinger (der heutige Papst Benedikt XVI.) Abstand von der Lichtenauer Erklärung. In seiner Funktion als Präfekt der Glaubenskongregation erklärte er am 26. November 1983, dass ein Katholik, der Freimaurer wird, eine schwere Sünde begeht.
Ein weiterer weit verbreiteter Irrtum ist ein Zusammenhang zwischen den Freimaurern und den Rosenkreuzern. Immer wieder wurde behauptet, dass beide Gemeinschaften gefährliche Geheimbünde seien, die die Weltherrschaft an sich reißen wollten. Dabei haben die Lehren, Aufgaben und Ziele der Rosenkreuzer gar nichts mit denen der Freimaurer zu tun.
Die Lehren der Rosenkreuzer sind eher geistig-spiritueller Natur und beziehen sich in der Hauptsache auf alte Naturwissenschaften wie der altjüdischen Kabbala-Lehre. Die Suche nach dem Stein der Weisen und die altgriechische Philosophie sind ebenfalls Eckpunkte in der Lehre der Rosenkreuzer. Der humanistisch-freiheitliche Gedanke der Freimaurer und ihre Ansichten über Gleichberechtigung in jeder Form, ist nicht der Grundgedanke der Anhänger der Rosenkreuzer.
Esoterik, wenn sie als Geheimlehre verstanden wird, ist den Freimaurern völlig fremd. Trotzdem könnte man die Lehre und das ethische Verständnis der Freimaurer durchaus als Esoterik verstehen, wenn man das griechische Wort Esoteros (innere) wörtlich nimmt. Freimaurer hören auf ihr Inneres und loten (Symbol des Senklots) sich selbst aus.
Aber es geht den Freimaurern nicht um die Vermittlung von geheimem Wissen, sondern einzig um die Selbsterkenntnis, die Brüderlichkeit und ein Wachstum im ethischen Sinne. Das Geheimnis der Logen ist nicht materieller Art, sondern einzig und allein gelebte Tugend. Diese Tugend kann erlebt, gelebt und gesehen werden. Nach Ansicht der Freimaurer kann sie aber nicht erlernt und übertragen werden. Ihr Inhalt ist nie fixierbar.