Freimaurer und Templer
Eine weitere Legende ist eine Verbindung der Freimaurer zum Orden der Tempelritter. Um das Jahr 1200 war der Orden der Tempelritter ein angesehener Orden, der streng religiös und militärisch geführt wurde. Mit dem Segen des Papstes machten die Templer Kreuzzüge ins heilige Land und erhofften sich, damit von ihren Sünden befreit zu werden. Ende des 13. Jahrhunderts wurden die mächtigen und sehr reichen Templer Opfer einer Verleumdung des Königs von Frankreich. Dieser ließ verbreiten, die Ritter des Ordens würden satanische Messe feiern und dabei den Teufel in Gestalt eines Totenschädels anbeten. Das war Blasphemie und darauf stand im frühen Mittelalter die Todesstrafe. Auch soll es unter den Rittern zu Perversitäten (Homosexualität) gekommen sein, was ebenfalls ein Verbrechen war und mit dem Tod bestraft wurde.
Der König erreichte sein Ziel. Die Ritter des Tempelordens wurden erbarmungslos verfolgt und ihr Führer 1314 öffentlich verbrannt. Obwohl es wahrscheinlich ist, dass es bei den Aktionen des französischen Königs einzig und allein um das große Vermögen der Templer ging, wurde die Geschichte des Ordens lange totgeschwiegen. Trotzdem wurde im Laufe der Jahrhunderte die Geschichte der Tempelritter immer mehr mystifiziert und ist bis heute von Geheimnissen umgeben.
Immer wieder gibt es Gerüchte, dass die Freimaurer von Tempelrittern gegründet worden sind. Früher behaupteten viele Logenmitglieder, sie würden von den Tempelrittern abstammen. Der Grund für diese Legende liegt in der Person des Freiherrn von Hund. Der Begründer der „Strikten Observanz“ bezog die Gründung der Freimauerer komplett auf die Tempelritter. Sein Ziel war es, die Besitztümer und den Reichtum der Templer in den Besitz der Freimauerer zu bekommen. Er strickte quasi die Legende, dass die Freimaurer die direkten Nachfahren der legendären Templer wären. Er sorgte dafür, dass alle Logenbrüder hochtrabende und wohlklingende Namen der Tempelritter bekamen und versprach, dass alle Freimaurer die Ländereien und die damit verbundenen Pachteinnahmen bekommen sollten. Freiherr von Hund sammelte sogar erhebliche Summen, um den angeblichen Schatz der Tempelritter zurückzuerobern – beziehungsweise zurückzukaufen. Viele Logenmitglieder fühlten sich von den Geheimnissen der Templer angezogen, aber in erster Linie ging es wohl um Macht, Besitz und enormen Reichtum, den Hund versprach.
Schließlich flog der Schwindel des Freiherren nach Jahren des Verzögerns und Hinhaltens auf. Da sich aber rund um den Mythos der Templer und Freimaurer, in Verbindung mit Hund und die „Strikte Observanz“ jahrzehntelang neue Logen und eigene Zweige nicht nur in Deutschland gebildet hatten, gab es nach dem Zusammenbruch der Legende viele Probleme. Bei einem Konvent von Wilhelmsbad kam es schließlich zu einer Neuordnung und einer Neugliederung der Freimaurer.
Jahrhundertelang wurde bei den Freimaurern mit sehr viel Geld und noch mehr Aufwand versucht, einen Beweis zu erbringen, dass es eine direkte Verbindung zu den Tempelrittern gibt, leider ohne jeden Erfolg. Trotzdem halten sich bis heute hartnäckige Gerüchte und diese These wird immer noch von einigen Logen vertreten.